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Therapie von Diabetes
Während bei Diabetes Typ 1 Insulin verabreicht werden muss, kann bei Diabetes Typ 2 auch eine Änderung der Lebensgewohnheiten oder die Einnahme von Medikamenten zur Therapie infrage kommen.
Diabetes

Therapie von Diabetes

Die Therapie von Diabetes unterscheidet sich danach, ob man an Typ-1- oder Typ-2-Diabetes erkrankt ist. Während bei Diabetes Typ 1 die Therapie in der Gabe von Insulin besteht, kommt die Insulintherapie bei Diabetes Typ 2 erst dann infrage, wenn eine Lebensstiländerung und die Einnahme von Tabletten nicht mehr helfen.

Blutzuckermessung

Diabetiker sollten ihre Werte regelmäßig selbst mithilfe eines Blutzuckermessgeräts kontrollieren. Ein Blutstropfen aus der Fingerkuppe reicht aus, um den Blutzuckerwert zu bestimmen. Der Blutstropfen wird durch einen Teststreifen an das Messgerät weitergegeben und innerhalb weniger Sekunden misst dieses den Blutzuckerwert. Die Werte sollten Diabetiker sich am besten notieren, so können Schwankungen beobachtet und wenn nötig die Therapie angepasst werden. Blutzuckermessgeräte können hier eine große Hilfe sein, weil sie meist über einen elektronischen Speicher verfügen, aus dem die Werte abgerufen werden können.

Therapie von Diabetes Typ 2

Menschen, die von Typ-2-Diabetes betroffen sind, können viel zu ihrem körperlichen Wohl und zum Gelingen Ihrer Therapie beitragen. Eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität unterstützen gute Blutzuckerwerte und tragen so dazu bei, die Therapie positiv zu beeinflussen. Gute Blutzuckerwerte sind die beste Prävention gegen mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen.

Lebensstil

Zur Therapie von Diabetes Typ 2 ist eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung die erste Wahl. Für Menschen mit Diabetes gibt es keine spezielle Diät. Die Ernährungsempfehlungen sollten individuell für jeden Patienten festgelegt werden. Sport sollte regelmäßig, wenn möglich, mehrmals die Woche getrieben werden. Dabei eignet sich vor allem eine Mischung auf Kraft- und Ausdauertraining. Das Training sollte sich immer an den körperlichen Möglichkeiten des Einzelnen orientieren. Für ältere Menschen eignen sich Übungen zur Geschicklichkeit, Koordination, Reaktionsfähigkeit und Gelenkigkeit. Auch der Verzicht auf Nikotin ist Teil der Therapie von Typ-2-Diabetes.

Metabolische Chirurgie

Bei Menschen mit Diabetes Typ 2, die einen Body-Mass-Index (BMI) über 35 kg/m² haben, kann die metabolische Chirurgie eine Möglichkeit der Therapie bieten. Hier ist es wichtig, individuell zu entscheiden, ob eine Operation tatsächlich gewünscht und notwendig ist. Durch das Einsetzen eines Magenbandes, -bypasses oder Schlauchmagens kann das Gewicht in der Regel deutlich reduziert und so die Zuckerstoffwechsellage verbessert werden. Welche Variante gewählt wird, sollte individuell nach den Voraussetzungen und Essgewohnheiten des Patienten entschieden werden. Eine ausgewogene Ernährung ist auch hier Voraussetzung, um langfristige Erfolge beizubehalten.

Medikamente bei Diabetes

Genügen eine Ernährungsumstellung und Bewegung nicht mehr zur Blutzuckerregulierung, da die Erkrankung bereits zu weit fortgeschritten ist, sind in der Regel Medikamente notwendig. Auch nach langer Erkrankungsdauer kann eine medikamentöse Therapie unter Umständen notwendig werden. Das Mittel der Wahl ist laut Leitlinie zur Therapie des Typ-2-Diabetes Metformin. Sulfonylharnstoffe kommen meist dann zum Einsatz, wenn Metformin nicht vertragen wird oder andere Gründe gegen eine Einnahme sprechen. Weitere Wirkstoffe, die zur Behandlung von Diabetes Typ 2 eingesetzt werden können sind Alpha-Glukosidasehemmer, DPP-4-Inhibitoren und SGLT-2-Inhibitoren.

Erst wenn sowohl durch eine Änderung des Lebensstils, als auch durch die Einnahme von Medikamenten die Therapieziele nicht erreicht werden können, wird auch bei Diabetes Typ 2 eine Insulintherapie empfohlen.

Therapie von Typ-1-Diabetes

Da die Bauchspeicheldrüse bei Diabetes Typ 1 kein Insulin mehr produziert, können weder Medikamente, noch eine Änderung der Lebensgewohnheiten eine Besserung bewirken. Menschen mit Typ-1-Diabetes sind somit lebenslang auf die Gabe von Insulin angewiesen.

Insulintherapie

Die Insulin produzierenden Betazellen sind bei Diabetikern mit Typ-1-Diabetes zerstört, daher ist die Insulintherapie bislang die einzige Möglichkeit der Behandlung. Auch bei einem fortgeschrittenen Typ-2-Diabetes kann eine Insulintherapie nötig werden. Insulin wird ins Unterhautfettgewebe gespritzt, entweder mit einem Pen, Einmalspritzen oder einer Insulinpumpe. Man unterscheidet die konventionelle und die intensivierte Insulintherapie. Standardmethode ist dabei heute in der Regel die intensivierte Insulintherapie, die kurz und lang wirkendes Insulin kombiniert.

Konventionelle Insulintherapie

Die konventionelle Insulintherapie (CT) eignet sich vor allem für Menschen, die einen fest strukturieren Tagesablauf haben. Dabei wird zweimal täglich eine Mischung aus einem lang und einem kurz wirkenden Insulin verabreicht. Bei dieser Form der Insulintherapie muss sich der Patient nach einem festen Ernährungsplan richten, da die Insulindosis nicht individuell angepasst werden kann. Die konventionelle Insulintherapie kommt bei Diabetes Typ 1 kaum noch zum Einsatz.

Intensivierte Insulintherapie

Bei der intensivierten Insulintherapie (ICT) spritzt sich der Diabetiker ein- oder mehrmals täglich ein lang wirkendes Insulin (Verzögerungsinsulin), das im Prinzip die kontinuierliche Insulingabe der Bauchspeicheldrüse imitiert. Das Verzögerungsinsulin ist so konzipiert, dass es nur verzögert aufgenommen und abgebaut wird. So ist es über mehrere Stunden wirksam.

Zu den Mahlzeiten oder um kurzfristig hohe Blutzuckerwerte zu korrigieren, wird bei der intensivierten Insulintherapie ein kurz wirkendes Insulin gespritzt, dessen Dosis selbst angepasst werden kann. Dieses reagiert schnell auf die steigenden Blutzuckerwerte und sorgt für den Transport des Zuckers in die Zellen. Diabetiker können somit ihren Alltag bei der intensivierten Insulintherapie flexibler gestalten.

Insulinpumpentherapie

Eine Insulinpumpe nutzt nur kurz wirkendes Insulin. Sie wird am Körper getragen und gibt über eine Kanüle im Unterfettgewebe das Insulin kontinuierlich, wie es auch die Bauchspeicheldrüse machen würde, in das Unterhautfettgewebe ab. Die Einstellung des individuellen Grundbedarfs (Basalrate) erfolgt im Voraus durch den behandelnden Arzt oder in einer spezialisierten Klinik. Zu den Mahlzeiten muss zusätzliches Insulin verabreicht werden, das sogenannte Bolusinsulin. Dieses wird per Knopfdruck durch den Diabetiker freigesetzt. Die benötigte Insulinmenge muss dabei wie bei der intensivierten Insulintherapie vorher vom Patienten berechnet und festgelegt werden. Eine Tabelle mit Angaben zu den Nährwerten und Broteinheiten einzelner Lebensmittel kann in solchen Fällen hilfreich sein

Die Insulinpumpe bietet den Vorteil, dass kontinuierlich ein stabiler Blutzuckerwert erreicht wird, der keine all zu hohen Tiefen und Spitzen, z. B. morgens oder nachts, aufweist. So kann die Insulinpumpentherapie insbesondere bei Diabetikern, die mit stark schwankenden Werten zu kämpfen haben, die Lebensqualität erhöhen. Durch die schnelle Gabe des Insulins kann die Insulinpumpe außerdem mehr Spontanität ermöglichen.

Ob eine Insulinpumpe die richtige Wahl ist, sollte der Diabetiker mit seinem Arzt besprechen. Die Pumpe muss ständig am Körper getragen und kann nur für kurze Zeit abgelegt werden. Die Kanüle muss regelmäßig gewechselt und sauber gehalten werden, sonst kann sich die Einstichstelle entzünden. Zu Problemen kann es kommen, wenn die Insulinpumpe nicht richtig bedient wird, die Pumpe durch ein technisches Problem nicht funktioniert oder etwas mit der Kanüle nicht stimmt. Die Vor- und Nachteile sollten daher individuell vom Betroffenen abgewogen werden.

Diabetesschulungen

Was darf ich noch essen? Muss ich Insulin spritzen? Und wie beeinflusst mich Diabetes im Alltag? Solche und ähnliche Fragen stellen sich Erkrankte nach einer Diabetesdiagnose in der Regel früher oder später. Die Diabetesschulung hilft bei der Klärung dieser Fragen und gibt Sicherheit und Selbstbewusstsein im Umgang mit der Erkrankung. Angebote gibt es zugeschnitten für Typ-1 und Typ-2-Patienten, aber auch für Eltern oder Betreuer.

Themen der Diabetesschulungen

In Diabetesschulungen werden in der Gruppe beispielsweise Alltagssituationen und Grundlagen zum jeweiligen Diabetestyp besprochen. Auch das Erreichen individueller Therapieziele kann ein Thema sein. Blutzuckermessungen und das Erläutern von Symptomen für Unterzuckerungen sowie die richtige Reaktion darauf, sind ebenso Teil der Schulung wie Ernährungsberatungen und die Interpretation der ermittelten Blutzuckerwerte. Beachtet werden hier immer das Vorwissen der Patienten und die Altersgruppe. Kinder erhalten z. B. kindgerechte Schulungen.

Um an einer Schulung teilzunehmen, sollte man am besten seinen Diabetologen ansprechen. Es gibt verschiedene Praxen und Kliniken, die die Teilnahme an Schulungen anbieten.

Miriam Schaum